Die bei Allergikern gebildeten Antikörper erkennen bestimmte Epitope (Motive) auf den Allergenen einer Allergenquelle. Kommt in einer anderen Materie ein Molekül vor, das ähnliche Epitope aufweist, so kann es sein, dass die Antikörper auch an diese ähnlichen Epitope binden und ebenfalls eine allergische Reaktion auslösen (Kreuzallergie).
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© Ivan Kmit, Fotolia.com

Ein Beispiel für eine sogenannte Kreuzallergie ist die Latexallergie. Hier erkennen Antikörper, die gegen das Allergen in Latex gerichtet sind, ein ähnliches Allergen in bestimmten Nahrungsmitteln, sodass Latexallergiker auch mit einer verzögerten Allergie auf bestimmte Nahrungsmittel reagieren. Die bisher mit ein einer Latexallergie in Zusammenhang gebrachten Nahrungsmittel sind: Ananas, Acerola, Avocado, Banane, Esskastanie (Maroni), Feige, Kiwi, Mango, Melone, Sellerie, Tomate, Papaya, Passionsfrucht, Pfirsich und Walnuss.

Mit dem ImuPro-Test können Sie herausfinden, ob Sie eine verzögerte Nahrungsmittelallergie z.B. auf Ananas oder Bananen haben.

Etwa 2% aller Menschen leiden an einer Latexallergie, bei der man zwei Allergie-Typen unterscheidet:

  • die Kontaktdermatitis, die durch Zusatzstoffe (wie z.B. Farbstoffe, Antioxidantien, usw., die dem Latexprodukt hinzugefügt werden) ausgelöst wird (Typ-IV-Allergie)
  • die durch Latexproteine ausgelöste allergische Reaktion (Typ-I-Allergie) , die verschieden große, runde, weißliche Hauterhebungen hervorruft und sogar bis zu einer tödlich verlaufenden systemischen Reaktion führen kann

Das größte Risiko, eine Latexallergie zu bekommen, haben Personen, die bereits von einer anderen Allergie (wie z.B. Heuschnupfen oder einer verzögerten Allergie auf bestimmte Nahrungsmittel) betroffen sind und die regelmäßig Produkte benutzen, die auf der Basis von natürlichem Latex (Kautschuk) hergestellt wurden. Besonders gefährdet sind z.B. Personen, die täglich Gummihandschuhe verwenden, wie Ärzte, Krankenschwestern, Reinigungspersonal oder Friseure. Man muss davon ausgehen, dass sich die Allergie bei fortgesetztem Kontakt mit Latex verstärkt. Personen bei denen eine Latexallergie festgestellt wurde, sollten deshalb den Kontakt mit Latexprodukten so weit wie möglich einschränken.

Was ist Latex?

Naturlatex oder Kautschuk (indian. „cao“ = Baum und „ochu“ = Träne) wird aus dem Milchsaft der ca. 20 m hohen tropischen Kautschukbäume gewonnen. In diesem Milchsaft sind fadenförmige Polyisoprenmoleküle und ebenso wasserlösliche pflanzliche Proteine enthalten. Durch seine chemische Reaktion mit Schwefel werden die fadenförmigen Moleküle teilweise vernetzt. Unter Zusatz von Weichmachern, Alterungsschutzmittel und Füllstoffen gegen Licht und Lufteinwirkung entsteht ein technisches Produkt, das sich durch hohen Tragekomfort und hervorragende Fertigungseigenschaften auszeichnet.

Aus Naturlatex werden viele medizinische Produkte und Artikel des täglichen Lebens hergestellt, z.B. Untersuchungs- und OP-Handschuhe, Haushaltshandschuhe, Gesichtsmasken, Einmalkittel, Kofferdam (im zahnärztlichen Bereich), Guttapercha, Kondome, Babyschnuller, Radiergummis, Make-up, Faschingsmasken, Klebstoffe, elastische Textilien wie Windeln oder Unterwäsche, Bälle, Luftballons und Kondome.

Latexallergie und Sex

Personen mit einer Latexallergie reagieren auch allergisch auf das Latex in Kondomen. Neben Kondomen aus Latex gibt es auch Kondome aus Polyurethan (PUR).

  • PUR-Kondome sind nicht so elastisch und dehnbar wie Latexkondome und werden deshalb mit einem größeren Durchmesser hergestellt. „Normale“ Kondome haben einen Umfang von ca. 10,2 cm; das entspricht einem Durchmesser von ca. 3,2 cm. PUR-Kondome haben einen Umfang von ca. 12,2 cm bzw. 11, 4 cm; das entspricht einem Durchmesser von ca. 3,6 bis 3,9 cm.
  • PUR-Kondome sind vergleichsweise teurer als Latex-Kondome.
  • PUR-Kondome sind im Gegensatz zu Latexkondomen unempfindlich gegen ölige Gleitmittel.

Was sind die Symptome einer Latexallergie?

Meist beginnt eine Latexallergie beim Gebrauch von latexhaltigen Handschuhen mit Ausschlag auf den Händen. Andere allergische Symptome sind juckende, geschwollene und tränende Augen und Niesen wie bei Heuschnupfen oder ein Gefühl der Enge in der Brust, Keuchen, Husten und Kurzatmigkeit wie bei Asthma. In seltenen Fällen können Latexallergiker auf den direkten Kontakt mit dem Allergen auch mit einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock reagieren. Symptomatisch dafür sind Nesselausschlag, Atemnot und niedriger Blutdruck. Bei den ersten Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks ist sofort ein Notarzt zu rufen.

Diagnose und Therapie einer Latexallergie

Personen mit den Symptomen einer Latexallergie sollten sich von einem auf diesem Gebiet spezialisierten Allergologen testen lassen. Der Prick-Hauttest liefert dabei zuverlässige Ergebnisse. So kann auch festgestellt werden, ob man allergisch auf natürlichen Latex selbst oder nur auf die in Latex enthaltenen chemischen Zusatzstoffe reagiert.

Für die Latexallergie gibt es derzeit keine Behandlungsmethode – nur die Symptome können durch Medikamente gelindert werden. Am besten ist es also, den Kontakt mit dem Allergen zu vermeiden.

Wichtig

  • Eine unerkannte Latexallergie kann tödliche Folgen haben. So traten in den USA mindestens 15 Todesfälle eines anaphylaktischen Schocks im Zusammenhang mit Bariumkontrasteinläufen auf, zurückzuführen auf latexhaltige Darmrohre. Meistens wird allerdings der Zusammenhang mit einer zugrundeliegenden Latexallergie nicht hergestellt. Und so schätzt man auch die US-amerikanische FDA, dass nur etwa 1% aller schwerwiegenden Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Latexallergie als solche erkannt und auch wirklich an sie gemeldet wurden.
  • Bis zu 17% der Beschäftigten im Gesundheitswesen sind von einer Latexallergie betroffen. Hier haben allerdings bereits Präventionskonzepte zur Verhütung latexbedingter Gesundheitsschäden zu einem Rückgang der beruflich bedingten Belastungen von medizinischem Personal und Pflegepersonal geführt.
  • Bis zu 70% der Spina-Bifida-Patienten sind latexallergisch. Auch Menschen mit atopischen Erkrankungen (z.B. Neurodermitis, Asthma bronchiale allergicum) oder angeborenen Urogenitalanomalien sind überdurchschnittlich häufig allergisch auf Latex. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Kontrastmittelallergie kann in einzelnen Fällen auch eine Latexallergie vorliegen.
  • Das Allergen gelangt über drei Wege der Exposition in den Körper:
    • über die Haut, z.B. beim Tragen von Latexhandschuhen
    • inhalativ über aerogene Latexpartikel, die hauptsächlich bei der Verwendung gepuderter Latexhandschuhe freigesetzt werden
    • bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen mit Schleimhautkontakt, hier insbesondere intraoperativ

Unsere Tipps für Latexallergiker

  • Vermeiden Sie den Kontakt mit latexhaltigen Produkten. Für die gebräuchlichsten Produkte aus Naturlatex gibt es Ersatzprodukte aus synthetischem Latex.
  • Weisen Sie beim Besuch eines Arztes oder Zahnarztes auf Ihre Latexallergie hin. Bestehen Sie darauf, als erster Patient am betreffenden Tag behandelt zu werden, um sicherzustellen, dass die Anzahl der sich in der Luft befindlichen Latexpartikel möglichst gering ist.
  • Suchen Sie vor einer Operation Ihren Arzt auf und besprechen Sie mit ihm die Notwendigkeit eines latexfreien Operationssaales.
  • Wenn Sie in Gegenden reisen, in denen medizinische Produkte nur bedingt erhältlich sind, nehmen Sie eine Auswahl von sterilen Handschuhen aus künstlichem Latex in unterschiedlichen Größen mit für den Fall, dass Sie dringend ärztliche oder zahnärztliche Hilfe benötigen.

Allergiegefahr durch Ficus benjamina

Bis zu 50% der Latexallergiker reagieren auch allergisch auf Ficus benjamina, die in unseren Breiten weit verbreitete Birkenfeige als Zimmerpflanze. Sie ist bei vielen Latexallergikern ein Auslöser allergischer Reaktionen im Sinne einer Kreuzallergie. Auch in anderen Pflanzen findet sich Naturlatex, z.B. im sogenannten „Weihnachtsstern“. Aus Wohnräumen von Latexallergikern sollen deshalb all diese Pflanzen verbannt werden.